Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10381]

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Von Ischl zum Steeg, über den 103 Klafter tiefen See nach Hallstatt. Um 6 h fuhren wir zum Steeg, Baron Leithner folgte uns. Passierten Lauffen mit einer schönen Kirche – sahen über den Traunfall die Schiffe winden, weil es mit Pferden zu unsicher, der Strom zu reissend ist –, Goisern. Ließ am Steeg eine Plätte zusammenrichten, fuhren über den 1 Stunde langen See. Landeten an der Gosaumühle, wo auch die Fasslschmied-Mühle. Sahen den Gosauzwang, die sehr hohe Strömlaufbrücke, deren mittlerer Pfeiler 22 Klafter, 2 Schuh, 3 Zoll hoch, ein kühner Bau ist, welchen ich mir samt der Ansicht des Sees von Kletzinsky malen ließ. Kehrten auch bei einem Seeauer ein, sahen die alte Kirche und machten uns in Begleitung des Schiffmeisters auf den Weg nach dem Wald Strub. Passierten Felsen und stiegen 1½ Stunden und zuletzt bis zum Falle sehr beschwerlich; aber lohnend ist die Ansicht der 3 Fälle. Der Schiffmeister warf Holz hinein, welches in Sprüngen in den Strom stürzte. Hier ist ein Salzbergwerk, eine Pfanne – in Ebensee sind 3 alte und 2 neue Pfannen –, ein Verweseramt. Im Rückwege sahen wir Traundorf, welches am 21. März bei der Begleitung der Leiche des Schulmeisters nach Hallstatt 40 Einwohner im Sturm verlor. Assen Knödel und Kalbsschnitzel, zahlten 5 fl., waren um ½ 3 h am Steeg und machten den Weg meistens zu Fuß zur Chorinsky-Klause, wo wir um 4 h ankamen. Sehr ermüdend war der Weg. Von ferne sieht man das schöne Riesenwerk, mit dem Jägerhaus. Es wurde im Jahre 1809 begonnen und 1819 am 28. August vom Vizepräsidenten Ignaz Franz Graf Chorinsky eröffnet. Seit 2 Tagen war das Wasser gesperrt und die Öffnung und der Durchbruch des Wassers ein Anblick, der sich nicht beschreiben lässt. Im Jägerhause sahen wir das Modell und schrieben uns in das Gedenkbuch. Ich schenkte dem Jäger und Klausenmeister 2 fl. 50 x. In der Dämmerung kamen wir zurück und um 8 h erst nach Ischl. Vom Waldmeister Pfifferling, dem Erbauer der Klause, hatten wir die Pferde, samt Trinkgeld 12 fl. Nach dem kleinen Souper machten wir uns gleich ins Bett. Um 11 h brach ein Hochgewitter aus, tat sehr grob. Bald nachher zerschlug ich den Nachttopf mit dem Stiefelknecht und es entstand ein Bodensee.
Band 10 (X.), Seite 205r RTB p. 15 ff
07.09.1822
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