Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10375]

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1822
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Ein schöner Tag. Reise nach Gmunden über Lambach. Um 5 h fuhren wir über die Welser Haide, Neuhäusel, Neubau, waren um 11 h im Markte Lambach, kehrten beim Wirte Freisinger ein. Gingen in das Benediktinerstift, sehr unbedeutend, dann über die Traunbrücke nach Paura zur Hl. Dreifaltigkeit, eine Kirche mit einem schönen, großen Pfarrhof, 3 Türmen und einer Kuppel. Aufs Angenehmste wird man überrascht, wenn man eintritt. Ich sah nie eine schönere Kirche. In selber sind 3 gleiche Altäre, 3 Orgeln. Die Altarblätter zur Hl. Dreifaltigkeit, Geburt und Kreuzabnahme Christi sind trefflich und schön beleuchtet. Die Kapitäle von Bronze, die Kuppel ein Meisterwerk der Malerei, der Fußboden mit Marmorsteinen eingelegt. Sie wurde 1722 gebaut und macht ihrem Meister ewigen Ruhm. Mit innigem Vergnügen weilte ich lange in diesem Tempel, dessen Lage hart am Traunflusse auf einem Berge sehr angenehm ist. Auch die Lage des Stifts und der 2 anderen Kirchen ist romantisch. Wir bewunderten den schnellen Lauf und ganz grüne Farbe der Traun. Mit dem Kaufmanne Stein, einem Freunde des Stiftes, und einem anderen Kaufmann, welche von München kamen, speisten wir im Gasthaus, nach Tische zahlten wir 8 fl.. Passierten einen schönen langen Fichten- und Tannenwald, sahen bei Roitham die Traun im Tale, herrlicher Anblick. Waren um 3 h beim Traunfall, stiegen beim Wirtshaus unter der Brücke hinab. Fanden 3 junge Maler auf Felsen gruppiert, sprachen mit dem Kletzinsky (?), welcher schon 5 Wochen herumreist. Dies lässt sich nicht beschreiben, malen, Schedlbergers Bild bleibt weit zurück. Wir sahen den großen und viele kleine Fälle, ließen im Kanal das Tor öffnen. Ein paar Laden und Tannenbäumchen schwammen – welch eine Schwelle ! – bis über den großen Fall. Dies alles lässt sich nur andeuten, nicht beschreiben. Wir sahen am Treppelweg der Pferde die Ställe, stiegen über den Riss den Berg sehr mühsam hinan, verweilten uns 1½ Stunden und waren um 6 h in Gmunden. Welch ein majestätischer Anblick, beim Einfahren den Ausfluss der Traun aus dem See zu sehen, die Wehren, Mühlen, Schleusen; jeder einzelne Gegenstand gewährt ein schönes Bild, begeistert und reisst zur Bewunderung hin. Wir fuhren durch das Tor, an welches das k.k. Salinenamt angebaut ist, worin der würdige Hofrat LeNoble wohnt, und stiegen im Schiff beim Wirte Johann Bauernfeind ab. Seine freundliche Frau empfing uns, wies uns 2 Zimmer an, eines groß mit 3 Fenstern und Aussicht über den See. Wir gingen zum See hinab, plauderten mit einem Salinenbeamten, bis Freund Lange – welcher eben im See-Bräuhause war – uns abholte und uns in seine Villa führte, links von unserem Gasthofe, ¼ Stunde entfernt. Die Hausfrau und Tochter empfingen uns freundlich, sahen den Gemüse- und Obstgarten, die niedliche Kapelle, das bequeme Haus von 8 Zimmern, Küche, oben ein Salon. Bewunderten die schöne Aussicht nach Traunkirchen, die Felsenpartien und ließen uns in der Dämmerung von 2 Schiffern und einem Mädchen nach dem Wasserschloss Orth überführen; gab ihnen 2 neue Zwanziger. Durchgingen das Wasser- und Landschloss, sehr ruiniert; bewunderten die bizarren Ideen (?), eilten unserem Gasthofe zu und soupierten recht gut.
Band 10 (X.), Seite 199 v RTB p. 10 ff.
05.09.1822
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