Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [10372]

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Regen. Um 6 h stand ich auf, schrieb mein Tagebuch, frühstückte, zahlte für Zimmer und Frühstück 2 fl. 48 x. Packte zusammen, erwartete Seyrl und Evarist und siedelte zu Freund Röser um, wo ich meinem lieben Weibe wieder schrieb. Von gestern muss ich nachtragen, dass uns der Landrat ins Rathaus führte, und uns im 2. Stock die Büros der Landräte, dann im hinteren Flügel die Abteilung des Kriminals zeigte. Heute werden „Die Schauspieler“ – Lustspiel in 5 Akten, und einem Prolog von Vogel – gegeben. Vorher suchte ich den Reisser, um wegen der Abreise zu verabreden. Bei uns geschah die Verabredung, vermög welcher wir am Donnerstag nach Gmunden reisen. Dann besuchten wir den Regierungssekretär Barchetti im Landhause, sahren den großen alten Saal, den neuen ständischen Saal, welcher mit blauem Lampass ausspaliert und mit des Kaisers Bild geziert ist; den Regierungssitzungssaal, ein großes Zimmer, ebenfalls mit dem Bild des Kaisers; die daran stossende ehemalige Minoritenkirche, mit den Nebenzimmern und einer Galerie; den sogenannten Landlersaal, welcher nicht einmal gemalen und ganz kleine Spiegel in noch hölzernen Rahmen ist. Alles bedarf einer großen Reparation. Dann gingen wir in der Stadt herum und zum Goldenen Adler speisen. Wir hatten eine schöne Aussicht auf die Donau. Nachher ins Kaffeehaus, fanden Reisser, den Direktor Katzinger (?) der Zeugfabrik, plauderten mit ihnen von Verschiedenem, von dem Regierungspräsidenten Hingenau, dem Landrechtspräsidenten Graf Kaunitz. Besuchten die Fabrik; der Kontrollor Hottenroth, welchen ich von Wien aus kenne, führte uns herum. Sahen alles im Detail, blieben bis 6 h. Schlichen in der Stadt und Promenade herum und besuchten auch in der Welsergasse den ehemals Mayerederischen (?), nun Dr. Gassels (?) Garten und fanden ihn sehr vernachlässigt. Schlossen den Abend im Theater; leer. Spielten ziemlich gut, besonders die Seitz und Müller, der Hölzel, Loose (?). Fand den Steinmetz Jäger mit Major Zimmer, den Siccard. Plauderten mit Reisser, Lüftenegger, ihrer Freundin Frank. Über die Promenade ins Bett; Seyrls Mutter, eine kleine, magere Frau, empfing uns. Ich kannte sie nicht, konnte ihr also meine Achtung nicht beweisen.
Band 10 (X.), Seite 197 r RTB p. 5 f.
02.09.1822
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