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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4210 1809 2 10 Ein stürmischer, sehr kalter Tag. Der Sturm treibt unmäßig den Staub ins Gesicht. Den Vormittag beim Grafen und Keglevich, Therese war bei Rivolla, Lektion geben. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Es kam die Goldmann, später Werlen und die Schmidt. Nach 5 h sprach ich Hofstätter (?) aus Galizien, war eine Stunde im Komödi-Bierhaus und den 1. Akt von „Regulus“ im Burgtheater. Mad. Hendel als Attilia gefiel mir gar nicht, in der schönen Erzählung von der Schlacht ließ sie mich ganz kalt. Um 8 h war iuch im Bett und erholte mich. Band 06 (VI.), Seite 199v
4211 1809 2 11 Ein finsterer, sehr kalter Tag. Im Burgtheater „Fridolin“, Holbein als Graf von Savern, die Lefèvre statt Roose als Gräfin, Hruschka anstatt Koberwein; welch ein Ersatz ! Den Vormittag beim Grafen, Keglevich und Theaterkasse, auch der Geissler machte ich einen Besuch. Ich wünschte so gerne den „Fridolin“ zu sehen und das Souper bei Ullmann abzusagen. Mittags allein. Therese erhielt von Wolfssohn mit der ganzen Gesellschaft ein Billett in den Apollo-Saal. Am Nachmittag zur Colloredo, mit Werlen zu Peter, wir sprachen Jungmann und Tonette von Hönigshof. Mit Peter und Jungmann zu Ullmann, wo außer Czaczek (?), und seiner Schwester Baumer, einer Arztensfrau, niemand war. Bis 11 h hielt man mich auf, wir lachten und waren froh. Ich vergaß das Unglück der Zukunft. Therese war mit der Schmidt im Burgtheater, erzählte, dass Holbein ziemlich gefiel, vorgerufen wurde und sprach: „Ihre nachsichtsvolle Güte gibt mir Mut, mehrere Versuche zu wagen. Möchten Sie mich mit keinem meiner Vorgänger vergleichen, nach deren Kunst ich strebe“. Lefèvre missfiel, weniger die Hruschka. Band 06 (VI.), Seite 199v
4212 1809 2 12 Faschingsonntag. Ein feuchter, nebliger Tag. Des Kaisers Geburtstag, Neujahrs-Gouter und öffentliche Tafel. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Ostade“ und neu aufgewärmt „Tiroler Jahrmarkt“ von Damatse (?) unter dem Titel „Jahrmarkt im Gebirge“. Den Vormittag beim Grafen. Mittags allein, Werlen und ich schlichen auf dem Graben und Kohlmarkt herum, sahen die Equipagen und die geputzten Cavaliers und Damen. Bei der Tafel sangen Weinmüller, Milder und Fischer-Gleich. Nach Tische ging ich zu Peter, wohin später auch Werlen kam. Blieb in Gesellschaft, nachher zu Haus. Schlief bis 9 h, dann mit Peter in die Redoute. Es waren 2300 Personen, darunter manche hübsche Masken. Wir unterhielten uns gut und blieben bis 4 h. Band 06 (VI.), Seite 199v
4213 1809 2 13 Faschingmontag. Heiter, aber sehr kotig. Den Vormittag beim Grafen, später zu Keglevich und Geissler, wohin auch Peter und Werlen kamen. Therese engagierte sich, weil Wolfssohn ihr ein Billett sandte, mit den Rivolla’schen den Apollo-Saal zu besuchen. Mittags allein. Die Rodler tauschte mir ein rötliches türkisches Gilet mit einem orangefarbenen mit Bordüre aus. Nach Mittag wurde gearbeitet, war auf der Maut wegen Strakin (?), ruhte aus, dann mit Peter in die Redoute. Sassen meistens, denn nur ein Saal wurde erleuchtet. Wir fanden Haumer und Erhart, die Baumgartnerschen von Döbling und mehr andere. Wir unterhielten uns nicht sehr gut, um 3 h zu Haus. Therese kam erst um 4 h, soupierte. Ihr gefiel der Apollo-Saal, und dies freute mich. Band 06 (VI.), Seite 200r
4214 1809 2 14 Faschingdienstag. Neblig, dann heiter. Vor 8 h schon zum Grafen, sprach Richart, Zimmermann und traf bei der Geissler mit Peter und Werlen zusammen. Aloys nahm ich zum Essen. Nach Mittag zu Haus, arbeitete und ruhte. Um 8 h in die Redoute. Ich nahm Peter mit und zahlte für Werlen die Hälfte. Es war voll und in Rücksicht der Gesellschaft eine schöne Redoute. Wir trafen Nina mit den Salieriischen, Goldmann, Lehner (?) mit Münchhausen (?), Ehrenstein (?) mit Demelmayer (?), Erhart mit Haumer, Arenberg mit Reitmayer (?). Ich bekam von einer Nonne einen Rosenkranz, erkannte Filath und Kurz (?), die Habor (?). Wurde von 2 blausamtenen Masken mit einem frischen Rosenbouquetchen beschenkt, von vielen anderen geneckt. Die Unterhaltung war lebhaft. Werlen schickte ich mit Nina nach Hause, wir trollten uns um 4 h ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 200r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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